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  • AutorenbildTanja

Ich bin Linus von Linus Giese

Unser erstes Buch zum Thema trans - es wurde Zeit! Im Juni haben wir mit "Ich bin Linus" angefangen ein autobiographisches Werk darüber zu lesen, wie es (für Linus) ist ein trans Mann zu sein. Dieses Mal nehme ich das Urteil gleich vorweg: Lest das!


Linus Giese dürfte vielen Lesefans bereits ein Begriff sein. Nicht nur, weil er mit seinem 2020 erschienen Buch selbst als Autor zählt, sondern weil auch er Buchliebhaber ist - sowohl in seinem Beruf als ausgebildetem Buchhändler (heute in der feministischen Buchhandlung She Said in Berlin), als auch in seiner Freizeit, wo er schon seit Jahren auf buzzaldrins über Bücher bloggt.


Es ist also keine Überraschung, dass das Buch einer Person, die selbst schon unzählige Bücher verschlungen und analysiert hat, eine richtig angenehme Lektüre ist - und das meine ich gerade ganz unabhängig vom Thema. Durch die 210 Seiten ist man schnell durch (auch wenn der Inhalt noch nachklingt) und bei den eher kurzen Kapiteln verfällt man öfer mal in das altbekannte "Nur noch eins, dann hör ich aber WIRKLICH auf". Für alle, die Bücher lieber hören als selbst zu lesen (oder die beides gerne mögen): Linus Giese hat sein Buch selbst eingesprochen. Das Ergebnis kann man sich u.a. via Spotify oder Bookbeat anhören kann.


Worum geht's?


Jetzt aber zum Inhalt: Der Untertitel "Wie ich der Mann wurde, der ich schon immer war" gibt schon einen ersten Überblick darüber, was die Leser*innen erwartet. In einem sehr ehrlichen, intimen und authentischen Einblick begleiten wir Linus rückblickend bei seinen Gedanken vor dem Coming-Out, bei Lernprozessen und Nachforschungen, hinein in die Situation, in der zum ersten Mal der neue Name laut ausgesprochen wird: "Ich bin Linus". Wir erfahren wie es ist, sich an seinem Arbeitsplatz zu outen, wie Kund*innen auf die Transition reagieren, von wo es Unterstützung gab und wo Hindernisse auftauchten. Es geht um körperliche Veränderungen, Veränderungen im Denken und Fühlen und Veränderungen im eigenen Auftreten, im Raumeinnehmen und eine Veränderung in der offiziellen, bürokratischen Identität. Und leider - auch das bleibt nicht aus - geht es auch um Transfeindlichkeit, in Form von Mikroaggressionen, aber auch in Form von Stalking und beängstigenden Bedrohungen.


Für mich als cis Person war das Leseerlebnis ein ganz besonderes, denn man wechselt vom reinen Betrachten in eine Innenansicht, die man sonst gar nicht bekommen kann. Es geht nicht abstrakt um das Thema "trans", sondern es geht um eine Person. Um einen Menschen, den man kennenlernen darf.


Wer sollte das Buch lesen?


Wir halten "Ich bin Linus" für eine perfekte Lektüre für cis Personen, die mehr über Transsein lernen und es vor allem auch verstehen möchten. Besonders die Kapitel "Sprache" und "Please educate me" sind hilfreich, um die eigene Kommunikation mit und über trans Personen zu verbessern, denn darin sind einige Dos and Don'ts enthalten, mit denen man vermeiden kann sein Gegenüber zu verletzen. Besonders schön finden wir auch die letzten zwei Seiten, auf denen sich einige Empfehlungen zum weiterlesen / -schauen / -lernen befinden: Bücher für verschiedene Altersgruppen und Serien, die trans authentisch repräsentieren.


"Ich bin Linus" ist aber auch für trans Personen und für alle, die ihre Geschlechtsidentität gerade hinterfragen, zu empfehlen. Denn es werden viele Themen angesprochen, die Betroffene eben umtreiben und über die dringend gesprochen werden sollte. Darunter fallen bspw. Repräsentation und Aufklärung: Was passiert eigentlich mit dem Körper, wenn man anfängt Testosteron zu nehmen? Gibt es denn Anschauungsmaterial zu diesen Prozessen? Aber auch Fragen wie "Bin ich männlich / weiblich genug?" oder "Bin ich nicht schon zu alt dafür?" werden aus Linus Perspektive beantwortet. Und auch wenn das sicherlich nicht als allgemeingültige Schablone dienen kann, so sind es doch Antworten, die man für sich selbst auswerten, abwägen und vielleicht auch übernehmen kann.


Wir freuen uns jedenfalls, dass es mit "Ich bin Linus" ein niedrigschwelliges und anhand persönlicher Erfahrungen geschriebenes Buch zum Thema trans gibt, das in vielen Buchhandlungen den Weg auf Büchertische oder Bestsellerregale gefunden hat und zur Repräsentation und Aufklärung beiträgt. Keine Angst beim Griff zum Buch, wenn du denkst dich noch nicht gut genug auszukennen. Beim Lesen kannst du Linus Lernprozess begleiten und dabei ganz automatisch selbst mitlernen. Und das werden wir auch weiterhin tun.


Bei Instagram haben wir drei Themen aus dem Buch genauer unter die Lupe genommen: Gender Performance und das binäre System, Mikroaggressionen und Transfeindlichkeit. In unserer Leseliste stehen bei den Sachbüchern übrigens noch weitere Lektüretipps zu queeren Themen, die wir selbst allerdings noch nicht alle gelesen haben. Wir bleiben dran!

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